Anwältin der Natur- Zur Erinnerung an Angele Schonert

Erschienen in jot w.d. 6/2017 – Ausgabe 250.

Ihr Name wird untrennbar mit dem Schutz von Amphibien und Gewässern im Nordosten Berlins verbunden bleiben. Seit 1984 war Angele Schonert in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf im ehrenamtlichen Naturschutz aktiv. Viele Jahre hat sie diese Arbeit mit geprägt. Über 14 Jahre als Sprecherin der Bezirksgruppe Marzahn, viele Jahre auch als Sprecherin der IG-Wuhletal und als Vertreterin des NABU Berlin in der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz, war sie Stimme und Gesicht des ehrenamtlichen Naturschutzes im Nordosten Berlins.

Viel Aufsehen um ihre Person war nicht ihr Ding. Es ging ihr in erster Linie um die Sache. Das Wuhletal und ein ordentlicher Zustand der Kleingewässer lagen ihr besonders am Herzen. Anpacken für den Erhalt von Lebensräumen und die Artenvielfalt, dafür war sie immer zu haben.
„Das ganze Gerede interessiert mich nicht. Ich will etwas tun für die Tiere, für deren Lebensräume“, charakterisierte sie sich gegenüber einem befreundeten Naturschützer.

Erstaunlich, wie sie die unzähligen Termine in Verwaltungen und politischen Gremien ertrug, wenn es die Sache erforderte. Um die Faszination von Natur zu erleben, musste sie nicht die Welt bereisen. Ihr reichte der Schritt vor die Haustür in Berlin Lichtenberg. Kein noch so winziges Detail in den umsorgten Schutzgebieten blieb ihr verborgen. Mit wachem Blick beobachtete sie beispielswiese den Rückgang der Mehlschwalben. Kaum jemand sonst hat so akribisch das Verschwinden des Moorfrosches in Berlin dokumentiert. War Gefahr im Verzug, schrieb sie Briefe und emails an die zuständigen Verwaltungsstellen, trommelte an die Türen von Politikern. Wo Selbsthilfe möglich war, packte sie an und organisierte Unterstützer, wenn es ihre Kräfte überstieg.

Untätig habe ich sie nie erlebt. Wenn sie nicht mit Notizbuch, Fernglas, Kescher und Kamera unterwegs war, ackerte sie an einem Tümpel, baute oder betreute Amphibienzäune, bestimmte die Gewässergüte oder organisierte einen Pflegeeinsatz. So gab es keinen Arbeitseinsatz auf dem Biesenhorster Sand, seit dem der NABU sich für dieses Gebiet engagiert, bei dem Angele fehlte. In unzähligen Dia-Vorträgen und auf zahllosen Führungen durch die heimischen Landschaften versuchte sie für einen schonenden Umgang mit der Natur zu werben.

Besondere Freude bereitete es ihr, Kinder für Pflanzen und Tiere zu begeistern und ihnen Wissen um die Faszinationen des Lebens vor der Haustür nahezubringen. Dafür wirkte sie über dreißig Jahre im Lehrkabinett der Berliner Forsten am Teufelssee und im Jugendklub des Tierparks Berlin. Noch fünf Tage bevor Angele Schonert wegen ihrer fortgeschrittenen Erkrankung ins Hospiz musste, ließ sie sich in den Tierpark fahren, um ein letztes Mal eine Veranstaltung mit ihrer Jugendgruppe durchzuführen. Bleibt zu hoffen, dass einige der betreuten Jugendlichen in ihre Fußstapfen treten.

Um ihr eigenes Wissen zu vervollständigen, arbeitete sie u.a. auch in den NABU-Fachgruppen Feldherpetologie, Säugetierschutz und Botanik mit. Kaum eine Tagung der Feldherpetologie oder Ornithologie auf der man sie nicht in reger Diskussion fand, kein Naturschutztag, für den sie sich nicht Zeit freimachte. Erholung fand sie stets in der Natur. Mit dem Hinweis auf das verborgene Nest einer Beutelmeise hinter dem IGA Zaun verabschiedete sich Angele im zeitigen Frühjahr aus der NABU-Gruppe Marzahn- Hellersdorf. Am 20. März 2017 ist Angele Schonert im Alter von 73 Jahren verstorben.
U. Clauder, (Nachruf des NABU, leicht gekürzt)

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