In den letzten Jahrzehnten wurde das Ortsbild von Mahlsdorf stark vernachlässigt. Die vorhandenen Mittel flossen auch aus politischen Gründen in die Großsiedlung. Jetzt haben viele Investoren den Kern von Mahlsdorf als ein lukratives Pflaster entdeckt. Die Planer von der Stadtentwicklung freut dies, sehen sie doch Möglichkeiten, den Ortskern zu entwickeln. Dies ist mit den geringen staatlichen Geldern so nicht möglich.
Zunächst hörte man von einem Interessenten, der einen EDEKA – Discounter (an der B1/5) mit verschiedenen Fachmärkten und eine Zoohandlung (in der Nachbarschaft des ehemaligen Bauernhauses Bausdorf gegenüber der Kirche) errichten wollte. Nördlich soll Wohnbebauung anschließen. Die Konkurrenz schläft nicht! Also folgte kurz darauf das Projekt von REWE, die Kaufhalle am S-Bahnhof abzureißen und dort etwas Neues zu errichten. Nicht genug. Nun meldete sich auch noch der Discounter LIDL und will seinen Markt am Kreisverkehr errichten. Man hört, dass Aufkäufer mit Geldkoffern zu Grundstückseigentümern kommen.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre sind Mahlsdorferinnen und Mahlsdorfer misstrauisch geworden, ob sie nach den geplanten Maßnahmen ihren Ort noch wiedererkennen. Der bisher größte stadtentwicklungspolitische Fehler war der Roller-Obi-Komplex. Hier hat man gleich mehrere gravierende Fehler begangen. Das Ortsbild von Mahlsdorf wurde massiv beeinträchtigt, zugesagte Leistungen für den Ort wurden nicht erbracht und der Verkehr auf der Hönower Straße hat sich dadurch weiter verdichtet.
Jetzt wird durch den Bezirk ein neues Verfahren angewandt, um eine stärkere Bürgerbeteiligung bei der Ortsplanung zu erreichen. Eine Akteursrunde wurde eingerichtet. Auf den Seiten des Bezirksamtes heißt es dazu: „Die Akteursrunde ist ein Instrument der modernen Stadtentwicklung mit intensiver Beteiligung und Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger an einer nachhaltigen Entwicklung der Städte“.
Gemeinsam mit interessierten Gewerbetreibenden, Eigentümerinnen und Eigentümern, Mieterinnen und Mietern, Institutionen und Vereinen des Ortsteils Mahlsdorf soll kontinuierlich über einen Zeitraum von ca. 2 Jahren ein städtebauliches Leitbild und darauf aufbauend ein städtebauliches Gesamtkonzept für das Ortsteilzentrum Mahlsdorf entwickelt und umgesetzt werden.“ Zugleich ist das städtebauliche Leitbild die Voraussetzung für eine Erhaltungssatzung nach §172 Baugesetzbuch (BauGB), unsere weiterführende Zielsetzung.
Der Prozess ist in Gang gekommen und wird von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kritisch begleitet. Dabei legen wir großen Wert auf die Berücksichtigung des Denkmalschutzes, verbunden mit ausreichendem Umgebungsschutz, besonders im Bereich der Kirche und der Schillerschule. Der vorhandene städtebauliche Charakter darf nicht verloren gehen. Eine gute Aufenthaltsqualität muss erreicht werden.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen setzt sich deshalb u. a. für die Renaturierung des Rohrpfuhlgrabens auf der Grundlage der gültigen Wassergesetzgebung ein, der als Grünverbindung (FNP) die Lebensqualität in Mahlsdorf steigern wird.
Diese hängt auch von umfangreichem Baumschutz im Ortskern ab. Wir fordern, so wenig wie möglich alte Bäume zu fällen, insbesondere die wenigen verbliebenen das Ortsbild prägenden Linden liegen uns am Herzen. Nachpflanzungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, haben im Ortskern zu erfolgen! Außerdem erwarten wir den Erhalt des einzigen Kunstwerks im Zentrum von Mahlsdorf: Die vom in Mahlsdorf lebenden Bildhauer Karl Möpert geschaffene Brunnenanlage, die die vier Jahreszeiten oder auch die vier Temperamente symbolisiert.
Beim Discounterprojekt am Kreisel erwartet die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, das keine Häuser für die Errichtung von PKW-Stellplätzen abgerissen werden und wegen der Verschandelung des Ortsbildes die PKW Stellflächen unter die Erde erfolgt oder in einem Parkhaus .
Grundsätzlich wird durch alle Discounter die Verkehrssituation auf der Hönower Straße noch miserabler werden. Die Fraktion fordert endlich ein Verkehrskonzept. Dies muss allerdings zwischen Senat und Bezirk ausgehandelt werden. Dabei müssen die Verkehrsströme sehr großräumig und gründlich betrachtet werden auch unter Einbeziehung von Entlastungen z. B. durch den Ausbau der Landsberger Chaussee (L 33). Wichtigster Bestandteil des Konzeptes ist die Berücksichtigung der Belange der Fußgänger (auch Schulwegsicherung) und Radfahrer.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert alle Beteiligten, insbesondere die Bürgerinnen und Bürger von Mahlsdorf auf, sich in den Prozess der Gestaltung des Ortskerns noch stärker einzubringen. Dann wird Mahlsdorf wieder ein Ort mit einladendem Charakter und hoher Wohnqualität werden.
von Maria Hartwig und Nickel von Neumann
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Massive Nachverdichtung im Bezirk – Volle Solidarität mit den Anwohnenden
An einigen Orten im Bezirk sollen bald neue Hochhäuser in den Himmel ragen. Bei vielen Anwohnenden stoßen diese Vorhaben auf große Sorgen. Gleich fünf Bürgerinitiativen haben sich deswegen am 25.09. vor dem Bezirksparlament versammelt, um auf dieses wichtige Anliegen aufmerksam zu machen. Wir setzen uns schon länger gegen die massive Nachverdichtung im Bezirk ein und stehen auch weiterhin solidarisch an der Seite der Anwohnerschaft.
weiterlesen »
Weiterlesen »
Bündnisgrüne lehnen Haushaltsentwurf 2026/27 in der BVV Marzahn-Hellersdorf ab
Am 25. September stimmte die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Marzahn-Hellersdorf gegen den Haushaltsentwurf für die Jahre 2026/27. Dafür verantwortlich ist vor allem die katastrophale Vorbereitung und auch Durchführung des Haushalts. Wir fordern die CDU auf wieder zu einer Politik zurückzukehren, die auch die Verordneten und andere Fraktionen angemessen beteiligt. Dann müssten auch nicht so viele Änderungsanträge eingereicht werden.
weiterlesen »
Weiterlesen »
Erfolg bei den Haushaltsverhandlungen in Marzahn-Hellersdorf: Kürzungen bei Frauenprojekten werden zurückgenommen
Mit Erfolg haben sich die Bündnisgrünen im Bezirksparlament Marzahn-Hellersdorf in den aktuellen Haushaltsverhandlungen gemeinsam mit der SPD und der Linksfraktion für die Fortführung und Stärkung der bezirklichen Frauenprojekte eingesetzt. Das Ergebnis: Die von der CDU vorgeschlagenen Kürzungen in diesem Bereich werden vollständig zurückgenommen.
Mit dem Antrag Beratungsangebote für Frauen und Mittel für Frauenprojekte nicht kürzen – Für eine Stärkung der Frauenprojekte im Haushalt 2026/27 wurde erreicht, dass die geplante Kürzung von 20.000 Euro nicht umgesetzt wird. Damit können die wichtigen Projekte und Beratungsangebote, die den Frauen im Bezirk zugutekommen, auch künftig fortgeführt werden. weiterlesen »
Weiterlesen »