Im Zuge des Frauentages 2020 und auch des Equal Pay Day ist es elementar, einen Blick auf die finanzielle Situation von Frauen zu werfen und sie zu kontextualisieren.
Viele Alleinerziehende, die überwiegend Mütter sind, leben in Armut, da ihnen eine Balance zwischen Arbeit und Kindererziehung und -betreuung viel zu oft erschwert wird. Das statistische Bundesamt hat dazu im Jahr 2018 aktuelle Zahlen vorgestellt, nach denen nur 42 Prozent der alleinerziehenden Mütter in Vollzeit arbeiten. Wenn dann noch der Gender Pay Gap zuschlägt, kann es zum Monatsende hin knapp mit dem Geld werden. 63 Prozent der alleinerziehenden Eltern können sich spontan notwendige Ausgaben nicht leisten.
Außerdem hat die Studie „Risk, exposure and resilience to risk in Britain today – Women’s Risks in Life“ vom Chartered Insurance Institute festgestellt, dass Beziehungen und insbesondere das Ende von ihnen für Frauen ein großes finanzielles Risiko darstellen. Geschiedene Frauen haben demnach nur 1/3 des Geldes im Rententopf angesammelt, dass ein geschiedener Mann zur Verfügung hat (9 Tausend Pfund im Vergleich zu 30 Tausend Pfund). Warum ist das so? Auch hier schlägt einerseits der Gender Pay Gap zu, gleichzeitig hat es auch etwas mit den noch immer tief verankerten Rollenvorstellungen zu tun. Frauen kümmern sich deutlich häufiger um den Haushalt als Männer und verlassen den Job, um sich um die Kindererziehung und -betreuung zu kümmern. Oder sie arbeiten in Teilzeit und zahlen dadurch weniger in die Rentenkasse ein.
Doch wo ist der Zusammenhang mit #MeToo? Die Aktivistin Tarana Burke benutzte die Phrase 2006 das erste Mal, um Schwarze Frauen zu verbinden und sich gegenseitig zu stärken, indem die Frauen aufzeigten, welche Erfahrungen sie mit sexualisierter Gewalt machten. 2017 fand das Hashtag das erste Mal Verwendung in den sozialen Medien im Zusammenhang mit dem Weinstein-Skandal. Bis heute ist es ein Signal, um über die strukturelle Dimension von sexualisierter Gewalt zu reden. In den meisten Studien, Artikeln und Fachgesprächen über geschlechtsspezifische Formen der Gewalt fristet die finanzielle Gewalt nur ein Schattendasein oder wird gar nicht betrachtet. Dabei zeigt sich in vielen Fällen, dass Abhängigkeiten vom misshandelnden Partner insbesondere über Geld verstärkt werden und es Frauen schwerer fällt, sich zu trennen. Denn eine Trennung würde einen sozialen Absturz bedeuten – der Verlust der Wohnung oder des Hauses, hohe Gerichtsschulden, um den Täter zur Rechenschaft zu ziehen, eventuell sogar der Verlust des generellen Einkommens.
Im Falle von Trennungen und Scheidungen mit Kindern eröffnet die Zahlung des Unterhaltes dem misshandelnden Partner auch Möglichkeiten, die Frau weiter psychisch zu terrorisieren, indem zu spät oder unregelmäßig oder gar nicht gezahlt wird.
Es gibt also viele Wege, wie die Finanzen einer Frau das Genick brechen können. Umso wichtiger ist es, sich für die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen weiter einzusetzen und das Thema in der Öffentlichkeit präsenter zu machen.



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