Dieses Jahr wurde der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus sehr besonders begangen. Es war der 80. Jahrestag der Erinnerung an das Ende des Schreckens und die Anzahl der Überlebenden, die noch an den zentralen Feierlichkeiten in Auschwitz teilnehmen konnte, war deutlich geschrumpft. Das mahnt! Es mahnt zur politischen Wachsamkeit und zum zivilen Widerstand angesichts der globalen Machtverschiebungen, der Machtverschiebungen auch in Deutschland.
Das Bündnis für Demokratie und Toleranz hat in diesem Jahr wieder ein dezentrales Stilles Gedenken initiiert. Wir als BündnisGrüne haben an zwei Stationen das Gedenken ausgerichtet, im Gutshaus Mahlsdorf für Charlotte von Mahlsdorf und in Biesdorf für den Arzt Dr. Arno Phillipsthal.
In Biesdorf versammelte sich ein kleines Häufchen Aufrechter. Mehrere der Teilnehmer*innen sprachen sich so engagiert für Wachsamkeit und Widerstand gegen gefährliche politische Verschiebungen und Antisemitismus aus, dass sich ein Gedankenaustausch, ein längeres Gespräch entwickelt hat.
Statement “Antisemitismus und kein Ende” von Mark Matus:
“Im Jahre 1933 wurde Dr. Arno Phillipsthal, der in Biesdorf als Arzt praktizierte, von nazistischen Schergen bestialisch ermordet. Aber was wäre mit ihm passiert, wenn er jenes Jahr überlebt hätte?
Es könnte sein, dass er versucht hätte, in das hitlerfreie Ausland zu fliehen. Das wäre sehr schwierig gewesen, weil fast alle Länder damals jüdischen Flüchtlingen die Einreise verweigert hatten. Vielleicht wäre Dr. Phillipsthal eine Flucht in ein sicheres Land gelungen, vielleicht nicht.
Sehr wahrscheinlich wäre er seines Eigentums beraubt, verelendet und diskriminiert in ein KZ geworfen worden und sein Leben hätte dort geendet. Es hätte auch passieren können, dass er aus dem KZ von Alliierten befreit worden wäre und in einem Camp for Replaced Persons schließlich hätte vegetieren müssen. In Deutschland und in anderen Ländern wartete niemand auf solche Menschen. Als zurückkehrende Juden, die den Holocaust überlebt hatten und in ihre Wohnungen wieder einziehen wollten, führte das in der Ukraine und in Polen sogar zu antijüdischen Pogromen.
Am wahrscheinlichsten wäre er dann ins britische Palästina oder später nach Israel ausgewandert. In den Staat, den die Europäer, Amerikaner und die UdSSR gemäß einer Resolution der UNO zugelassen haben, nachdem sie den Holocaust nicht verhindert hatten. Die Entscheidung der UNO über die Bildung eines jüdischen Staates neben einem arabischen Staat war eine humane Lösung von ewigem Problem der Rechtslosigkeit und der Vernichtungsgefahr der Juden.
In vielen muslimischen Ländern und auch in der UdSSR und in ihren Satellitenstaaten kam es immer wieder zu antisemitischen Ausbrüchen, wodurch die Bevölkerung von Israel schnell wuchs. In den sogenannten sozialistischen Ländern kämpften die Machthaber angeblich nicht gegen die Juden, sondern gegen Zionisten und Kosmopoliten. Aber, weil für sie alle Juden potenzielle oder getarnte Zionisten waren, wurden sie oft diskriminiert.
Dieser Antisemitismus, der unter der Maske von Antizionismus und Antiisraelismus auftritt, wurde im Westen immer von linken Extremisten unterstützt.
Die Sowjetunion, die den Staat Israel zu seiner Geburtsstunde verholfen hatte, versuchte viele Jahre Israel durch militärische Unterstützung seiner Feinde zu vernichten. Jetzt führen fromme Ajatollahs die Sache der gottlosen Kommunisten weiter.
Heute blüht ein ruchloses Bündnis zwischen extremen Linken, die sich für modern, progressiv und revolutionär halten, und Islamofaschisten, deren Ideologie aus dem Gemisch von Protokollen der Weisen von Zion und dem Islamismus besteht.
Dabei ist der moderne Antisemitismus von links heuchlerischer als der Antisemitismus von rechts. Letzterer kämpft direkt gegen die Juden. Die Shoa und andere Verbrechen der Nationalsozialisten sind für den AfD-Politiker Gauland nur ein Vogelschiss.
Die Linksextremisten aber verbergen ihren Judenhass hinter dem Kampf gegen Zionisten und Israel.
Man darf und muss die Politik der rechten Regierung von Israel kritisieren. In Deutschland, genauso wie in Israel, ist es gar nicht verboten, die Kriegsführungsweise der israelischen Armee oder die extremistischen jüdischen Siedler zu missbilligen.
Aber die Parolen in der Art von „From the river to the sea – Palästina will be free“, die an und in der Alice-Salomon-Hochschule ertönten, bedeuten die Forderung, Israel auszulöschen, eine Forderung nach einem neuen Holocaust. Wie diese „Befreiung“ vor sich gehen würde, haben wir am 07.10.2023 schon gesehen. Mit einer friedlichen und gerechten Lösung des arabo-israelischen Konflikts hat das nichts zu tun.
Im Jahre 2024 ist die Anzahl der antisemitischen Vorfälle in der Welt um 340 % gewachsen. Die Zeit ist allgemein für die liberale Demokratie schwierig geworden.
Aber Vernunft und Ethos unserer Gesellschaft überwinden den irrationalen Hass der Extremisten.
Alle anständigen Menschen in diesem Land – Einheimische und Migranten, Deutsche, Juden, Türken, Araber usw., Gläubige und Atheisten – möchten in einer Gesellschaft leben, die frei von Hass und Neid, frei von religiöser und ethnischer Intoleranz ist. Es darf nie wieder zum Holocaust führen.”
Verwandte Artikel
Bündnisgrüne Fraktion Marzahn-Hellersdorf fordert Erhalt des Parkläuferprogramms und ausreichende Mittel für die Grünpflege
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Marzahn-Hellersdorf setzt sich für den Erhalt des erfolgreichen Parkläuferprogramms ein. Für die kommende BVV-Sitzung am 4. September kündigt die Fraktion einen Antrag an, mit dem sie die Bezirksbürgermeisterin auffordert, sich auf Landesebene klar gegen die geplante Streichung des Programms durch den Berliner Senat auszusprechen.
Auch die bündnisgrüne Fraktion in Tempelhof-Schöneberg hat sich bereits mit einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner sowie die zuständigen Senator*innen Ute Bonde und Stefan Evers gewandt und sich ebenfalls für den Erhalt des Programms starkgemacht.
In Marzahn-Hellersdorf wurde das Parkläuferprogramm aufgrund seiner positiven Wirkung zuletzt im Mai 2025 ausgeweitet. Seitdem sind die Parkläufer-Teams nicht nur an den Kaulsdorfer Seen, sondern auch am Biesdorfer Baggersee, der Hönower Weiherkette, im Regine-Hildebrandt-Park und im Kurt-Julius-Goldstein-Park aktiv. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für mehr Sauberkeit, ein respektvolles Miteinander und den Schutz der Natur – und stärken zugleich das Sicherheitsgefühl der Besucher*innen. weiterlesen »
Weiterlesen »
Kein Radweg auf der Allee der Kosmonauten bis mindestens 2030
Im Bezirk waren wir uns einig: Durch unseren Antrag vom Oktober 2023 sollte auf Höhe der Lomonossow Schule und des Wilhelm-von-Siemens Gymnasiums auf der Allee der Kosmonauten ein Radweg entstehen. Unser Antrag wurde damals von CDU und SPD mitgetragen und im Bezirksparlament beschlossen. Jetzt hat der schwarz-rote Senat die Planungen auf Eis gelegt für mindestens vier Jahre. Damit agiert die Landesebene gegen ihre eigenen Vertreter im Bezirk.
weiterlesen »
Weiterlesen »
Unsere Fraktion zieht um!
Unser bündnisgrünes Fraktionsbüro muss umziehen. Aufgrund der Sanierung des Rathaus Marzahn findet ihr uns ab sofort in der Premnitzer Straße 11/13 im Raum 402. Damit liegt unser Fraktionsbüro nun in der Nähe des S-Bahnhof Mehrower Allee in Marzahn-West.
weiterlesen »
Weiterlesen »