In der Trauerfeier für Hans Panhoff am 31.3.2017 in der Taborkirche in Kreuzberg kam sein leidenschaftliches Engagement für gemeinsam konkret gestaltetes gesellschaftliches Leben von ganz verschiedenen Seiten zum Ausdruck, sei es die Stadtratskollegin, seien es die Mit-Bewohnerinnen des 1981 besetzten und bis zu seinem Tod bewohnten Hauses. Ein Satz hat besonders berührt und steht exemplarisch für sein Leben: “Arbeit ist in die Wirklichkeit umgesetzte Liebe.”. Wir geben hier eine nordmarzahner Sicht und Ehrung von Hans Panhoff wieder, die dies auch in seiner Arbeit hier zeigte.
Erschienen in jot w.d. 4/2017 – Ausgabe 248.
Hans Panhoff ist in der Nacht zum 11. März gestorben. Er wurde 59 Jahre alt. Von schwerer Krankheit ist die Rede. Panhoff war von 2011 bis 2016 Bezirksstadtrat für Bauen und Umwelt in Friedrichshain-Kreuzberg, hatte zuvor aber sechs Jahre lang tiefe Spuren im Stadtteil Marzahn Nord-West gezogen. Hier übernahm er im Herbst 2004 die Leitung einer Quartiersagentur, die von Urbanplan gGmbH getragen wurde. Diese Agentur verfolgte die Absicht, die im Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ vorgegebene Zielstellung für Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf zu erfüllen. Mit seinem Amtsantritt wurde der 1999 als Präventionsgebiet eingestufte Stadtteil Marzahn NordWest zum „Interventionsgebiet“, und der aus dem badischen stammende Weinliebhaber nahm diesen Wechsel in zwar ruhiger, doch auch energischer Art an.
Als Quartiersmanager stellte er sich an die Spitze des gesellschaftlichen Lebens, erkannte aber sehr schnell, dass in diesem Stadtteil bereits gleichfalls entschlossene Kräfte wirkten, die auf die Bewahrung und Verbesserung der vorhandenen bzw. in Gestalt z.B. der Ahrensfelder Terrassen ernsthaft erstrittenen Lebensqualität eingeschworen waren. Neben dem hiesigen Stadtteilzentrum und dessen Trägerverein „Kiek in“, des Weiteren u.a. dem Kinderring, dem Kulturring, JAO e.V. sah er sich vor allem einem engagierten Bewohnerbeirat gegenüber, der gerade die Heinrich-von-Kleist-Bibliothek vor der endgültigen Schließung bewahrt hatte. Er organisierte sofort das, was nach der Wiedereröffnung kommen sollte. Es spricht für die Qualität dieses Quartiersmanagers, dass er schnell erkannte, autoritär nicht zum Zuge zu kommen. Überdies war ihm aufgetragen worden, aus all den Teilen der Sozial- und Gemeinwesenarbeit einen Quartiersrat als großes Ganzes zu schmieden. Ein Auftrag, der den ganzen Mann forderte. Einen, der im Sturm der gegensätzlichen Interessen den Kahn auf Kurs hält. Das Wort „Auseinandersetzungen“ ist zu schwach, um zu beschreiben, welche Widersprüche und Widerstände zu überwinden waren. Obwohl keinen Streit vermeidend, auch mal ausrastend, wo sein badisches Gemüt überfordert war, hat er als objektiver Lenker und Förderer der Prozesse im Stadtteil stets eigene Ambitionen zurückgenommen, wenn er merkte, seine Partner in den Gremien, vor allem in der Einwohnerschaft haben andere.Ich sehe noch wie heute, wie er persönlich, bewaffnet mit Mess- und Zeichengerät, mit einer an den Rollstuhl gefesselten Nachbarin die Stelle für eine barrierefreie Querung der Havemannstraße markierte. Als er mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass der ortsansässige Fußballverein 1.FC Marzahn 94 seine Heimspiele in Ermangelung eines bespielbaren Fußballplatzes nie „zu Hause“ austragen konnte, fand er die Lösung für ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Bürgerhaushalt. Und Marzahn West erhielt eine Sportinsel am Geraer
Ring. Mit einem „Charette-Verfahren“ legte er den Grundstein für die Umgestaltung des Clara-Zetkin-Parks, die zum 150. Geburtstag der Namensgeberin vor 10 Jahren vollendet war.Diese Beispiele sollen belegen, dass ein als „Intervent“ im „Interventionsgebiet“ gestarteter Quartiersmanager schnell erkannte, dass – nimmt man den Stadtteil als Ziel der Bemühungen – nicht Interventen benötigt werden, sondern dass die vorhandenen Kräfte die Mittel sind, diesen Zweck zu erfüllen. So ist auch sein Wirken zu würdigen, dem eine berlinweite Werbekampagne („Ein Stadtteil mit Farbe“) mit einer Vielzahl von bunten Impressionen des Stadtteils in Form von Filmen und Audio-Projekten, Broschüren und Presseberichten zu danken ist. Nicht zuletzt fuhren Straßen- und S-Bahnen durch Berlin mit der Botschaft, die tatsächlich neugierig auf Marzahn NordWest machte. Der Wille von Senat und Bezirk beendete 2010 durch Trägerwechsel seine Tätigkeit am nordöstlich Stadtteil als Quartiersmanager.
Wer mit diesem streitbaren Zeitgenossen je Kontakt hatte, wird eine Vielzahl Episoden hinzufügen können. Unvergesslich bleibt sein ehrliches und manchmal verzweifeltes Staunen, der „ostdeutschen Seele“ ins Auge zu schauen. Allein dafür, dass er den Blick nicht abwendete, gebührt ihm Dank, Anerkennung und ehrendes Gedenken. Hans Panhoff ist tot – wir Weggefährten werde ihn nicht vergessen!
Torsten Preußing
(2000 – 2009 Bewohnerbeirat/Quartiersrat)
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